Die Region Rhône-Alpes kann mit vielen Facetten begeistern. Vor allem, wenn sie „open air“ im Cabrio erkundet wird.

Nach einem entspannten Flug bestiegen wir unseren Peugeot 207 CC und machten uns auf die Räder. Die Ardèche war das erste Ziel der Rundreise. Vielen ist dieses Département schon gut bekannt, deutsche Gäste zählen zu den häufigsten Besuchern, nicht zuletzt wegen der prächtigen Natur. Die berühmte Ardèche-Schlucht ist dabei nicht das einzige Highlight im äußersten Südwesten von Rhône-Alpes. Dennoch bildet sie einen gelungenen Einstieg.

Beim Fototermin in St. Martin d‘Ardèche schwitzen wir noch unter der Sonne, die den Fluss glitzern lässt. Mit offenem Verdeck und wehenden Haaren geht es zur Abkühlung auf die Panoramastraße entlang der Schlucht. Wir legen eine Stippvisite in einer der Tropf­steinhöhlen ein, deren beeindruckendes Naturschauspiel einen Besuch mehr als wert sind.

Vielfältiges Rhône-Alpes

Im weiteren Verlauf der Reise geht es über prächtige Nebenstraßen und durch malerische Dörfer bis hinauf in die Ardèche verte, die „grüne“ Ardèche. Gleiches Departement, völlig andere Szenerie – schon auf diesem überschaubaren Raum zeigt Rhône-Alpes sich von seiner starken Seite: der Vielfalt.

Dann wird die Rhône selbst zu unserem Begleiter auf dem nordwärts gerichteten Weg. Rechts und links des breiten, trägen Flusses erheben sich Weinberge, so weit das Auge blickt. Wieselflink bringt uns das kleine Cabrio von Etappenziel zu Etappenziel. Winzer laden zu Verkostungen ein, und jeden Abend locken neue kulinarische Highlights, aus regionalen Spezia­litäten zusammengestellt.

Es ist wahrlich ein besonderer Genuss, Rhône-Alpes, Frankreichs so vielfältige Region, an Bord eines Cabrios zu entdecken. Und wenn unser Fahrzeug noch dazu aus Frankreich stammt, ist die Geschichte erst so richtig rund.

Überraschungen gibt es auch, etwa im Lyonnais. Inmitten eines weitläufigen Waldgebietes, an der Kreuzung zweier alter Handelspfade, wartet ein ehemaliges Kloster mit einem Lunch der Spitzenklasse auf uns. Neugierig und hartnäckig wie wir von Berufs wegen nun einmal sind, öffnet uns die Besitzerin später noch die Pforte zu ihrem Privatgarten. Prompt setzt eine fast magische Ruhe ein, die Klostermauern und der weitläufige Garten tun ein Übriges, dass wir unserem ursprünglichen Zeitplan weit hinterherhinken.

Dann ist das Beaujolais erreicht, und wieder wird Wein ein Dauerthema. Aber nicht der berühmt-berüchtigte Primeur, sondern die vielen guten Tropfen, die zu Unrecht in seinem Schatten stehen. Kundige Aufklärung erhalten wir bei einem Weinseminar im Chateau de Bagnols, das ganz nebenbei das wohl schönste Schlosshotel von Rhône-Alpes ist. Es mag am degustierten Wein gelegen haben, aber ich könnte schwören, ich habe den Hausgeist gesehen.

Auf unseren Ausflügen zu den „Dörfern der goldenen Steine“, die so malerisch im Sonnenlicht glänzen, entdecken wir sogar noch ein kleines, privates Weinmuseum eines lokalen Winzers. Geradezu liebevoll hat er über Jahre Relikte aus dem Weinbau zusammengetragen, die er gerne Besuchern, die sich hierher verirren, zeigt.

Das Cabrio hat Pause

Lyon ist gleichzeitig die Halbzeit der Tour. Der 207 CC Cabrio hat Pause, in der als Weltkulturerbe eingestuften Stadt sind wir gerne und reichlich zu Fuß unterwegs. Schnell ist uns klar, dass ein Besuch nicht reichen wird für all die Schätze dieser Traumstadt. Besonders faszinieren die Märkte, ihr Warenangebot, ihre Präsentation. Ich werde dabei ertappt, dass ich mit den Augen schon die Häuserzeilen am Wochenmarkt nach einer geeigneten Mietwohnung absuche.

Mittelalterlich empfängt uns Perouges, eine historische Perle vor Lyons Toren, die einst fast dem Verfall preisgegeben war. Dann tauchen wir ein in die Wunder der Chartreuse, die sich alle zu verstecken scheinen. Traum-Wasserfälle liegen hier ebenso verborgen wie das legendäre Kloster, Herstellungsort der gleichnamigen Liköre.

Fahrerischer Höhepunkt sind die Nebenstraßen des Vercors, das uns südwestlich von Grenoble empfängt. Am Combe Laval faszinieren die abenteuerlichen Felsüberhänge ebenso wie die engen Schluchten und nicht zuletzt die Streckenführung. Nicht minder grandios geht es open air im Cabrio den Col de la Machine – nomen et omen – hinauf, bevor uns dieses Schmuckstück im Herzen der Re­gion in eine wieder völlig andere Landschaft entlässt: die provencalische Drôme.

Lavendelfelder locken mit ihren Düften und ihrem Farbenspiel, Olivenhaine erzählen von einem der herausragenden lokalen Produkte, und im Chateau Grignan wird am Abend Shakespeare unter freiem Himmel gegeben. Das alles und noch viel mehr ist dann auch einen Champagner-Aperitif wert…


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